Tipps zum Kamerakauf – So findest du deine perfekte Kamera!
Mit diesem ausführlichen Artikel möchte ich dir dabei helfen, deine perfekte Kamera zu finden! Das ist angesichts des Angebots an verschiedenen Modellen für einen angehenden Fotografie-Einsteiger eine große Herausforderung.
Folgende wichtige Punkte werden uns genauer ansehen:
- welche Arten von Kameras es gibt…
- welche Vor- und Nachteile sie haben…
- welche Kamera-Sensoren es gibt…
- welche Fragen du dir vor dem Kamerakauf stellen solltest…
- die Wichtigkeit des Objektivs…
- Zusammenfassung
Dabei geht es explizit nicht um spezielle Marken oder Modelle, denn das ist eigentlich nur Geschmacksache und für einen Anfänger und für die Qualität des Fotos vollkommen nebensächlich!
Weiters werde ich dir die Punkte nennen, die aus meiner Sicht und aus meiner jahrelangen Erfahrung mit Fotografie-Einsteigern wirklich wichtig sind und welche nicht!
Vor dem Kamerakauf stellt man sich üblicherweise gewisse Fragen. Und da beginnt das Problem: Die meisten Leute stellen sich davor die falschen Fragen! Die häufigste dieser Fragen, die ich nahezu täglich in verschiedenen Fotoforen lese, lautet in etwa so:
„Hi, ich möchte mir eine Kamera kaufen. Ich fotografiere gerne die Natur und Landschaften. Aber auch Tiere und natürlich mein Kind. Und Portraits würde ich auch gerne machen! Welche Kamera könnt ihr mir empfehlen? „
Meist kommen dann sehr viele verschiedene Antworten auf diese Frage und nicht selten entwickelt sich hier ein Glaubensstreit, welche Marke und Modell denn nun am Besten sei.
Der oder die Fragestellerin weiß dann noch weniger als vorher und ist meist komplett überfordert mit den Halbwahrheiten und Meinungen, die man da zu lesen bekommt.
Deshalb musst du anders an die Sache herangehen!
Die Frage nach der richtigen Kamera, mit der man sowohl Landschaften, Natur, Tiere und Kinder und Portraits fotografieren kann ist nicht zielführend, denn das kann man mit wirklich JEDER Kamera!
Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Jemand stellt dir die Frage: Ich möchte mir ein Auto kaufen. Ich möchte damit in der Stadt fahren, aber auch gerne auf Landstraßen. Außerdem möchte ich manchmal gerne auf der Autobahn fahren. Manchmal auch Nachts, manchmal auch auf Feldwegen, manchmal bei Regen.
Welches Auto würdest du ihm empfehlen? Kommen da nicht so gut wie alle Autos infrage?
Eben! Und so ist es mit den Kameras! Und für einen Anfänger macht es keinen Unterschied, ob er eine 200€ Einsteigerkamera hat oder ein Profimodell um 3000€. Er muss erstmal lernen, damit umzugehen.
Wenn er damit nicht umgehen kann, wird er mit beiden Kameras keine brauchbaren Fotos erhalten!
Beim Auto gilt das gleiche: Egal, ob du jemand, der noch nie gefahren ist, in einen VW Polo setzt oder in einen Mercedes der S-Klasse. Er wird mit beiden Autos nicht ans Ziel kommen!
Oder anders formuliert: Mit allen handelsüblichen Modellen kann man heutzutage hervorragende Fotos machen, natürlich auch mit dem Smartphone!
Klar, irgendwo gibt es bei jeder Kamera Grenzen. Diese erreicht man aber als Fotografie-Einsteiger so gut wie nie.
Verantwortlich dafür, ob ein Foto gelungen ist oder nicht, ist meist nicht mangelnde Kameratechnik, sondern mangelnde Kenntnis darüber, was die Kamera kann und wie man die vorhandene Technik zielführend einsetzt, sowie nicht vorhandene Kenntnisse der Bildgestaltung!
Das heißt: Mit jeder Kamera kann man tolle Landschaftsfotos machen, ebenso tolle Naturaufnahmen und natürlich auch das Kind, den Hund und Portraits fotografieren!
Daher solltest du dir vor dem Kamerakauf ganz andere und für dich viel wichtigere Fragen stellen!
Weiters ist das Kameragehäuse mit seiner Ausstattung eine Sache. Die andere, nicht minder oder sogar noch wichtigere Sache sind qualitativ hochwertige Objektive!
Müsste ich mich heute entscheiden, ob ich einen Kamerabody der Mittelklasse nehme und dafür Spitzenobjektive dazu bekomme, oder einen Spitzenbody und nur Objektive mit Durchschnittsqualität, ich würde auf alle Fälle die erste Variante wählen!
Doch nun zu den wirklich wichtigen Fragen:
1: Was will oder kann ich für
meine Kamera ausgeben?
Dieser Punkt ist natürlich einer der Hauptkriterien beim Kamerakauf! Generell gilt: Je teurer die Kamera, desto üppiger und mit mehr Funktionen ist sie ausgestattet.
Ich nenne es einfach “Bedienkomfort”! Vergleiche es wieder mit einem Auto: Kommst du mit einem VW Polo ohne jegliche Sonderausstattung zB. von Wien bis Paris? Logisch, sofern du keine Panne oder Unfall hast, was wir nicht hoffen!
Wirst du mit einem Mercedes der S-Klasse von ebenfalls von Wien nach Paris kommen? Na klar! Und wie? Wahrscheinlich sehr komfortabel!
Mit ABS, Tempomat, Klimaanlage, Bordcomputer, elektrischen Sitzen und so weiter. Das alles hast du im Polo eben nicht, aber du kommst ebenso ans Ziel!
Und so ist das bei den Kameras. Je teurer, desto komfortabler und desto mehr Möglichkeiten hast du. Aber auch mit günstigen Modellen kannst du beeindruckende Fotos machen!
Damit wir uns richtig verstehen: Selbst eine Einsteigerkamera um ein paar hundert Euro kann so viel, dass du die Möglichkeiten als Anfänger nicht ausschöpfen kannst!
2: Das Handling der Kamera
Hast du mal dein Budget für deine zukünftige Kamera in etwa abgesteckt, geht´s zum nächsten wichtigen Punkt, dem Handling.
Damit ist gemeint, wie gut dir die Kamera in der Hand liegt. Manche haben lieber eine größere Kamera in der Hand bei der sie “was zum angreifen” haben, anderen liegt eine kleinere Kamera mehr.
Es liegt auf der Hand, dass größere Kameras meist schwerer sind, und dass das Gewicht sowie die Größe der Kamera für viele ein entscheidendes Kaufkriterium ist!
Öfters lese ich in Foren: Meine Kamera ist mir für die Urlaube zu schwer und zu klobig geworden, ich möchte mir eine andere kaufen! Habt ihr eine Empfehlung?
Deswegen mein dringender Rat: gehe unbedingt (gerne auch mehrmals) zu einem Fachhändler und schau dir verschiedene Kameratypen an! Am wichtigsten ist hier mal: Sie muss dir absolut sympathisch sein und dir gut in der Hand liegen! Und denke an das Gewicht, wenn du sie später oft stundenlang bei dir trägst (und es ordentlich am Nacken zieht, wenn du keinen Schultergurt hast)!
Dabei spielt nicht nur das Kameragehäuse eine Rolle, auch die Objektive können sehr schwer werden (schwerer als die Kamera selbst)!
3: Die Art der Kamera
Kamera ist nicht gleich Kamera! Es verschiedene Typen und auch dieser Punkt kann deine Kaufentscheidung stark beeinflussen! Sehen wir uns die verschiedenen Kameratypen genauer an:
Die DSLR oder Spiegelreflex-Kamera
Die gängigste Art ist momentan noch die sogenannte DSLR, die klassische Spiegelreflex-Kamera. Wie der Name schon sagt, befindet sich darin ein Spiegel, der bei jedem Foto rauf- und runterklappt.
Dieser mechanische Teil braucht eben Platz, daher ist die Spiegelreflex-Kamera meistens nicht so kompakt und leicht wie andere Modelle. Meist kommen mit der Zeit auch noch verschiedene Objektive hinzu. Diese erhöhen natürlich die Flexibilität, aber auch das Gewicht, will man die Objektive stets dabei haben!
Dafür gibt es aber eine große Auswahl an verschiedenen Modellen von der Einsteigerkamera bis zum Profimodell sowie eine große Auswahl an Objektiven!
Die DSLM oder Systemkamera:
Diese Kamera wird meiner Meinung nach (und die von vielen anderen) die Spiegelreflexkamera in den nächsten Jahren nach und nach ablösen!
Sie besitzt keinen Spiegel und ist daher meist kompakter und auch leichter. Sie hat meist einen elektronischen Sucher. Das heißt, man sieht die Szene nicht wie durch ein Glas, sondern wie durch einen kleinen Fernseher.
Sie hat einige Vorteile gegenüber der DSLR. Geringes Gewicht und die kompakte Größe sind aber die offensichtlichsten! Weiters sind sie meist sehr schnell bezüglich Reihenaufnahme und Autofokus und haben meist sehr viele Fokuspunkte zur Verfügung.
Weiters sieht man schon vor der Aufnahme, wie das Foto werden wird. Das ist bei DSLR´s nur im Live-View und auch nicht bei allen Modellen möglich! Durch Wechselobjektive ist man auch mit DSLM´s äußerst flexibel!
Nachteile sind zB. bei einigen Modellen die noch etwas kürzere Akkulaufzeit und der für manche gewöhnungsbedürftige elektronische Sucher (flimmert ein wenig) und die Haptik (für große Hände oft zu „fummelig“).
Ich persönlich würde mir ehrlich gesagt nach meinem Umstieg von einigen DSLR´s auf die spiegellose Systemkamera Sony A7III keine Spiegelreflexkamera mehr kaufen. Ich habe mich rasch an die kompakten Maße, das geringe Gewicht und die vielen anderen Vorteile der DSLM gewöhnt. Der Trend geht auch eindeutig in diese Richtung. Aber dass musst du natürlich für dich selbst entscheiden!
Bei beiden Kameratypen kannst du übrigens die Objektive wechseln. Ebenfalls ein gewichtiges Argument, dass deine Kaufentscheidung beeinflussen kann!
Die Bridge-Kamera
Dieser Kameratyp ist ein Mittelding aus DSLR und Kompaktkamera. Sie haben ein fix verbautes Objektiv und sind daher nicht flexibel, was die Optik betrifft. Meist haben sie einen großen Zoombereich, sind aber in der Wahl der Blende nicht so flexibel wie Kameras mit Wechselobjektiven.
Der Vorteil ist klar: Sie sind meist erschwinglich in der Anschaffung, haben oft noch überschaubare Abmessungen und Gewicht und haben eine fix verbaute Optik. Das kann natürlich auch ein Vorteil sein, wenn man keine zusätzlichen Objektive anschaffen und mitschleppen möchte!
Nachteil ist hier sicher gleichzeitig, dass man die Optik eben nicht tauschen kann und in der Wahl der Blende oft eingeschränkter ist, als bei DSLR und DSLM oder MFT. Weiters sind höhere ISO-Werte meist nur mit starken Qualitätseinbußen realisierbar. Auch die Autofokusgeschwindigkeit ist oft nur mäßig, was vor allem bei Sportaufnahmen etc. von Nachteil ist.
Die Kompakt-Kamera
Ist, wie der Name schon sagt, meist sehr kompakt in Größe und Gewicht. Gerne wird sie auch die “Immer dabei Kamera” genannt! Klar, viele Modelle passen tatsächlich in die Hosentasche und je kleiner und leichter, desto lieber hat man sie immer dabei!
Da die Kameras auf unseren Smartphones aber immer leistungsfähiger werden, wird dieser Kameratyp immer mehr verdrängt!
Vorteil hier ist sicher, dass sie öfters mitgenommen wird da sie sehr klein und leicht ist!
Nachteil ist der oft eingeschränkte Funktionsumfang und das frühzeitig auftretende Bildrauschen bei höheren ISO-Werten. Weiters natürlich die Haptik, weil logischerweise alles sehr klein ist und einige Funktionen nicht sofort abrufbar sind, weil sie im Menü „versteckt“ sind.
Trotzdem gibt es auch hier sehr leistungsfähige Modelle, wie die RX100 Serie von Sony.
So, das sind also die momentan gängigsten Kamera-Typen!
Weiter geht es nun mit dem Herzstück jeder Kamera,
nämlich dem Bildsensor!
Dieser zeichnet das Foto auf und ist dementsprechend wichtig! Auch hier gibt es verschiedene Modelle. Ein Einsteiger hat meist keine Ahnung davon, dass es verschiedene Sensoren gibt! Man muss aber auch sagen, dass es zu Beginn der Fotografie so gut wie keine Rolle spielt, welchen Sensor man im Gehäuse hat da es auf ganz andere Dinge ankommt, wenn man tolle Fotos machen will!
Erst wenn man sich weiterentwickelt und wirklich viel und unter speziellen Bedingungen (schlechtes Licht…) fotografiert macht es Sinn, sich über eine Kamera mit besseren bzw. leistungsfähigeren Sensor Gedanken zu machen.
Welche Sensoren gibt es und welche Vor- und Nachteile haben sie?
Beginnen wir mit der “Profiliga”, dem
Vollformat Sensor
(Darüber hinaus gibt es noch das Mittelformat und auch das Großformat. Diese werden hier aber nicht näher erläutert).
Zunächst: Was heißt Vollformat? Vollformat bezeichnet die volle Größe des analogen Kleinbild Films in Millimeter. Dieser hat eine Größe von rund 36x24mm. Das heißt, dass der Vollformatsensor die Abmessungen von 36x24mm hat!
Warum spreche ich hier von Profiliga? Ganz einfach, die meisten Profis haben eine Vollformat-Kamera und das hat gute Gründe!
Der wichtigste Unterschied zu anderen Sensoren ist der, dass man damit auch bei schlechten Lichtverhältnissen qualitativ hochwertige Fotos machen kann. Das ist deswegen möglich, weil der Sensor hohe ISO-Werte verträgt, ohne dass es gleich zum gefürchteten Bildrauschen kommt!
Ein Hochzeitsfotograf, der ständig in der dunklen Kirche fotografieren muss und keinen Blitz verwenden will oder darf, ist darüber natürlich sehr froh! Ebenso der Konzertfotograf oder der Sportfotograf, der sehr schnelle Bewegungen bei mäßigem Licht einfangen muss.
Denn in all diesen Situationen hat man oft so wenig Licht zur Verfügung, dass man das fehlende Licht nur durch Erhöhung des ISO-Werts kompensieren kann! Selbst lichtstarke Objektive reichen hier oft nicht aus!
Vorteile:
- Erlaubt hohe ISO-Werte, ohne dass die Bildqualität stark darunter leidet.
- Hat meist einen sehr hohen Dynamikumfang
- hat mehr Freistellungspotential als kleinere Sensoren
Nachteile:
- Üblicherweise teurer in der Anschaffung
- Verlangt teurere, eigene Vollformat-Objektive (ebenfalls meist teurer)
Der APS-C Sensor
Dieser ist sicher der momentan gängigste Sensor. Die Abkürzung bedeutet Advanced Photo System. Dieser ist zum Unterschied zum Vollformat-Sensor etwas kleiner (in etwa 25x16mm, Abweichungen je nach Hersteller).
Dadurch, dass dieser kleiner ist, ergibt sich ein sogenannter Crop-Faktor! Bei Canon beispielsweise beträgt der Unterschied zwischen APS-C und Vollformat 1,6, er ist also 1,6 mal kleiner. Das hat auch Auswirkungen auf den Bildwinkel. Dieser entspricht am APS-C-Sensor eben dem 1,6-fachen vom Vollformat.
Das bedeutet für dich, wenn du ein Objektiv mit der Brennweite von 100mm an einer APS-C-Kamera hast, dann entspricht das dem Bildwinkel von 160mm. Vereinfacht gesagt, kommst du näher ans Motiv mit der gleichen Brennweite als am Vollformat!
Vorteile:
- Meist günstiger in der Anschaffung
- Crop-Faktor im Telebereich von Vorteil
- oft in üppig ausgestatten Mittelklasse-DSLR´s verbaut
Nachteile:
- Bildrauschen schon bei niedrigeren ISO-Werten wahrnehmbar
- Crop-Faktor im Weitwinkelbereich von Nachteil
Der Micro-Four-Third-Sensor
Dieser ist noch kleiner als der APS-C-Sensor, der Crop-Faktor beträgt 2,0. Er hat ein Seitenverhältnis von 4:3, daher auch der Name Micro-Four-Third.
Vorteile:
- Durch die kleine Sensorgröße kompakte Bauweise möglich
Nachteile:
- Bildrauschen tritt früher auf
- Nicht so viel Freistellungspotential wie APS-C und Vollformat
Dann gibt es noch eine Reihe kleinerer Sensoren, die in Bridge- und Kompaktkameras sowie dem Smartphone eingebaut sind. Auf diese gehe ich jetzt nicht näher ein.
Generell gilt bei Sensoren: Je größer, desto höhere Iso-Werte kann ich einstellen, ohne dass die Bildqualität gleich darunter leidet. Und je größer der Sensor ist, desto mehr Freistellungspotential habe ich. Die genauen Erklärungen hierfür sind recht komplex und würden den Rahmen hier sprengen.
ACHTUNG: Die Größe des Sensors hat nicht zwingend Einfluss auf die Auflösung (Megapixel)! Es gibt Smartphones mit sehr kleinen Sensoren, welche 50 Megapixel haben, und Vollformat Sensoren, welche nur 12 Megapixel haben! Kommen wir nun zu weiteren wichtigen Punkten beim Kamerakauf:
Diese Punkte würde ich beim Kamerakauf vorrangig beachten:
- Der Kaufpreis: meist gilt, je teurer, desto üppiger und qualitativ höherwertig ist die Kamera ausgestattet (Bedienkomfort!)
- Die Art der Kamera: welche Kamera ist dir sympathisch? Bridge, DSLR oder DSLM?
- Gewicht und Handling: Wie schwer ist sie, wie liegt sie dir in der Hand, wie kommst du zu den Knöpfen?
- Wie sympathisch ist mir die Menüführung?
- Welches Objektiv Angebot gibt es für das Modell (bei Kameras mit Wechselobjektiven)
- Das Gesamtpaket: Wieviel Kamera bekomme ich für mein Geld? Oft sind Mittelklasse-Kameras sehr üppig ausgestattet und daher zurecht sehr beliebt bei Einsteigern und Hobbyfotografen!
Die oben genannten Punkte solltest du zuallererst beachten!
Dann kommen noch einige andere Merkmale dazu, wie zum Beispiel:
- Die Auflösung in Megapixel. Vorsicht: Mehr Megapixel bedeutet keinesfalls automatisch bessere Fotos!!!
- Der Kamera Sensor: APS-C, Micro-Four-Third oder gleich Vollformat? Tipp: Aps-C und Micro-Four-Third oder sogar kleiner reicht zu Beginn vollkommen aus!
- Klappdisplay vorhanden oder nicht? (Möchte ich nicht mehr missen und macht Spaß)!
- Touchscreen: Muss nicht sein, ist aber sehr praktisch und bequem!
- Wie viele Fotos pro Sekunde? Für alle interessant, die sehr oft schnelle Bewegungen fotografieren wollen. Tipp: 5-7 Bilder pro Sekunde sind zu Beginn vollkommen ausreichend, 10 und mehr sind schon sehr schnell!
- Wie viele Fokuspunkte? Je mehr, desto besser natürlich. Es reichen aber auch zB. 9 Fokuspunkte. Mit mehr kann man einfach feiner und präziser dorthin fokussieren, wohin man möchte.
- Elektronischer Sucher oder nicht? Mögen manche nicht, unbedingt ausprobieren.
Ich habe mich sehr schnell umgewöhnt. - Videofunktionen. Ob 4K oder nicht, ist für Fotografen eher uninteressant.
Was ist mit denn mit der Bildqualität? Ist die etwa nicht wichtig?
Klar, die Bildqualität ist natürlich sehr wichtig! Allerdings muss man sagen, dass die heutigen Kameras zunächst einmal alle ein gute Bildqualität haben, wenn man diesen Aspekt mit den Augen eines Einsteigers betrachtet!
Weiters ist der Begriff „Bildqualität“ viel umfangreicher, als dass man ihn einfach als einen einzelnen Punkt definieren kann!
Verantwortlich für die Bildqualität ist zu einem großen Teil zunächst einmal der Sensor der Kamera. Aber auch die Objektive spielen eine große Rolle. Dazu weiter unten mehr. Die Bildqualität des Sensors setzt sich aus mehreren Einzelpunkten zusammen, wie z.B.:
- die Auflösung in Megapixel: (je höher, desto detailreichere Fotos sind möglich. Heißt aber keinesfalls, dass ein Foto mit mehr MP „besser“ ist!
- Die Bildqualität bei schlechtem Licht:
(je höher die ISO, desto mehr leidet die Bildqualität. Dieser Punkt wird von Kameratestern und Fachmagazinen meist ganz genau beobachtet und getestet! Wird oft unter dem Befriff „Low-Light-Eigenschaften“ genannt! - Der Dynamikumfang: Je höher, umso besser kann man mit einer einzigen Aufnahme sehr helle und gleichzeitig sehr dunkle Bildbereiche fotografieren, ohne dass die extrem hellen Bereiche „ausbrennen“ oder die dunklen Bereiche „absaufen“. In diesen Bereichen gibt es keine Bildinformationen mehr, daher kann dort auch in der Nachbearbeitung nichts mehr korrigiert werden!
- Die Tiefendynamik: Damit ist gemeint, wie gut man sehr dunkle Bildbereiche in der Nachbearbeitung ohne Qualitätsverlust aufhellen kann. Besonders Landschaftsfotografen schätzen hier eine gute Performance!
Vereinfacht gesagt gilt hier: Je größer der Sensor und umso teurer das Modell, desto mehr dieser Eigenschaften meistert der Kamerasensor in hohem Maße!
Das sind die wichtigsten Ausstattungsmerkmale, die deine Kaufentscheidung beeinflussen sollen, können und werden! Aber auch die Optik ist extrem wichtig für eine Kamera. Daher ein paar wichtige Info´s zu den Objektiven:
Die Bedeutung des Objektivs
Wie schon erwähnt, ist das Objektiv sehr wichtig! Denn dir nützt die beste Auflösung nichts, wenn du eine “billige Scherbe” vorne dran hast!
Beispiel: Du hast einen Sensor, der 24 Megapixel Auflösung hat. An der Kamera hast du ein günstiges Objektiv. Dieses Objektiv schafft aber eine maximale Auflösung von angenommen 12 Megapixel. In diesem Fall (und solche Fälle sind durchaus üblich!!!) nutzt dir die Auflösung von 24 MP gar nichts, denn das Objektiv schafft einfach nicht mehr als 12 MP!
Viele Kameras gibt es im Set, also mit einem sogenannten “Kit-Objektiv”. Hier ist wichtig, dass du verstehst, welches Objektiv dabei ist und was die Zahlen darauf bedeuten!
Die wichtigste Kennzahl am Objektiv ist die sogenannte Lichtstärke!
Sie wird meist wie folgt angegeben: “1: 3,5 – 5,6” oder “f/4” oder “2,8”
Ganz wichtig: Je kleiner diese Zahl ist, desto besser! Ein Objektiv mit Lichtstärke f/2,8 ist beispielsweise doppelt so lichtstark wie f/4 und viermal so lichtstark wie f/5.6!
Oder andersrum: Du kannst mit einem Objektiv mit Lichtstärke f/2,8 den ISO-Wert viermal so niedrig halten wie bei einem Objektiv mit f/5,6! Das wären zB. statt Iso 6400 bei f/5,6 nur Iso 1600 bei f/2,8. Und das macht sich in der Bildqualität gehörig bemerkbar, vor allem an kleineren Sensoren als dem Vollformat!
Wenn ein Wert von-bis (3,5 – 5,6) draufsteht, dann heißt das, dass sich dieser Wert je nach Brennweite ändert. Je höher die Brennweite, desto mehr schließt sich die Blende und umso weniger Licht kommt auf den Sensor.
Um das fehlende Licht auszugleichen, musst du den ISO-Wert höher schrauben, was wiederum die Bildqualität beeinträchtigt!
Steht nur eine Zahl darauf und es ist ein Zoom-Objektiv, dann handelt es sich um ein höherwertiges Objektiv, da sich die Lichtstärke beim Heranzoomen nicht ändert (umgangssprachlich: durchgehende Offenblende).
Die Lichtstärke ist also extrem wichtig! Am Beginn wird dir aber ein Kit-Objektiv mit Lichtstärke 3,5 – 5,6 reichen. Wenn du erfahrener wirst, kannst du in lichtstärkere und höherwertige Objektive investieren, das ist der Vorteil von Kameras mit Wechselobjektiven!
Weiters ist die Brennweite vom Objektiv ein wesentlicher Faktor. Dieser Wert wird in Millimetern angegeben. Mit einem Objektiv mit der Brennweite von 18-55mm kannst du weniger heranzoomen (weiter entfernte Motive heranholen) als mit einem 18-135mm Objektiv.
Du bist also mit einem größeren Brennweitenbereich flexibler und das macht sicher mehr Spaß zu Beginn! Ein weiteres Ausstattungsmerkmal von Objektiven ist der Bildstabilisator. Hat man einen, werden Verwacklungen bis zu einem gewissen Grad kompensiert, was sicher von Vorteil ist!
Die Bezeichnung lautet oft VC, VR, OS, IS oder ähnlich. In vielen Systemkameras ist der Bildstabilisator bereits im Gehäuse eingebaut was natürlich ebenfalls ein Vorteil ist! Der Vorteil von Kit-Objektiven ist, dass sie meist sehr günstig und eben bei der Kamera dabei sind.
Der Nachteil ist, dass ihnen meistens die Lichtstärke fehlt. Weiters ist die Bildqualität für Profi Ansprüche einfach unzureichend. Auch die Fokussiergeschwindigkeit ist meistens bescheiden, was besonders bei schnellen Motiven sehr von Nachteil ist!
Auch hier gilt wieder: Für den Anfang reicht ein Kit-Objektiv vollkommen! Ich würde jedoch ein flexibleres nehmen, also eines mit einem größeren Zoombereich von zB. 18-135mm. Oft gibt es auch Sets, wo du zwei Objektive dazu bekommst. So, das waren jetzt wirklich wichtige Informationen. Lies sie dir ruhig öfters durch, bevor du eine Entscheidung triffst.
Nachfolgend eine Liste mit Features, auf die ich beim Kamerakauf achte. Vorsicht: das sind persönliche Vorlieben und ich habe bereits jahrelange Erfahrung mit der Fotografie! Du solltest also nicht unbedingt von dieser Liste ausgehen!
- Preis-Leistungsverhältnis: Wieviel Kamera bekomme ich für mein Geld?
- Welcher Typ ist sie? (Spiegellos bevorzugt wegen Gewicht und Größe)
- Kann man die Objektive wechseln?
- Wie schaut das Objektiv Angebot für dieses Modell/ diese Marke aus?
- Welchen Sensor hat sie? (Hat man einmal Vollformat, will man die Vorzüge nicht mehr missen)
- Wie hoch ist der Dynamikumfang des Sensors (je höher, desto besser)
- Wie viele Fokuspunkte hat sie? (Bei Systemkameras meist sehr viele, da quasi der ganze Bildschirm zur Verfügung steht)
- Wie schnell ist der Autofokus (hängt von Kamera und Objektiv ab, am Besten beides so schnell wie möglich)
- Gibt es einen Joystick zum einstellen der Fokuspunkte?
Wie viele Bilder pro Sekunde macht sie? (10 sind für mich mehr als ausreichend) - Hat sie 2 Speicherkarten Schlitze? (zB. bei bezahlten Shootings sehr von Vorteil, da man immer gleich eine Sicherheitskopie erstellen kann)
- Hat sie einen Klappbildschirm? (für mich wichtig, da ich oft in Bodennähe arbeite)
- Hat sie eine ordentliche Belichtungsreihenfunktion (min. 5 und mehr Bilder, da ich sehr oft HDR-Aufnahmen mache und diese Funktion brauche)
Weitere Features welche zwar praktisch sind, aber für mich kein absolutes “must have” sind:
- Touchscreen (sollte mittlerweile fast Standard sein)
- lautloser Auslöser (für Hochzeitsfotografen etc. sehr wichtiges Feature!)
- WLAN (für manche von Vorteil, ich verwende es nie)
- Eye-AF (mittlerweile nicht mehr wegzudenken bei People-Shootings, ein echter game-Chnager!)
- GPS-Modul (brauch ich persönlich nicht, da ich immer genau weiß, wo ich fotografiert habe)
- frei programmierbare Tasten sowie Custom-Modi, welche man sich selbst belegen kann (äußerst praktisch!)
- 4K Video (mir reicht derweil Full HD)
- Eingebauter Blitz (auf vielen Profi Modellen nicht vorhanden, da davon ausgegangen wird, dass man als Profi mit externen Blitzen arbeitet)
- Mikrofonanschluss, wenn man vorhat viel zu filmen
Auf welche Punkte ich gar nicht achte:
- wie viele Aufnahmeprogramme hat sie (man braucht eigentlich nur einen einzigen Modus (M), ich verwende insgesamt 3 (A,S,M).
- Welche Kreativprogramme sie hat (Weichzeichner, Fisheye-Effekt etc.)
- Timelapse-Funktion (hab ich noch nie gemacht, reizt mich nicht)
- GPS-Modul (wie erwähnt brauche ich das nicht)
- WLAN (haben eh schon sehr viele Kameras, ich verwende es nie)
- Kopfhöreranschluss
…um nur einige zu nennen!
Vereinfacht gesagt: Vieles von dem Technik-Schnickschnack brauche ich nicht, denn dadurch werden meine Fotos nicht besser! Ich achte also neben einen guten Kamerabody hauptsächlich auf hochwertige Objektive!
Diese hat man allerdings nicht von heute auf morgen, da diese recht teuer sind und man sich daher bei jedem sehr genau überlegt, wozu und ob man es wirklich braucht!
Am meisten achte ich beim Fotografieren allerdings auf die Bildkomposition, denn hier entscheidet sich, ob ein Foto ein Hingucker wird oder nicht!
Das ist der wahre Grund, warum eine tolle Kamera alleine noch lange kein Garant für tolle Fotos ist!
Denn gibt das Foto von der Aussage nichts her, dann ist es egal, ob es mit einer Kamera um €200 oder mit einer um €3000 gemacht wurden
Ist man allerdings in der Lage, Fotos aktiv und bewusst zu gestalten, dann sind mit jeder noch so “kleinen” Kamera herausragende Fotos möglich. Das alles lernst du in meinen zahlreichen Fotoworkshops!
Ich hoffe, ich habe dir mit diesem Artikel geholfen, deine Kaufentscheidung zu erleichtern! Wenn du die Kamera hast und lernen willst, wie man damit richtig umgeht, dann empfehle ich dir, meinen umfangreichen Einsteigerkurs “Basics digitale Fotografie” zu besuchen. Hier lernst du alles was du brauchst, um gleich richtig loszustarten!
Ich würde mich auch freuen, wenn du diesen Artikel anderen Personen empfiehlst, welche ebenfalls kurz davor stehen, sich eine Kamera zu kaufen und auch noch nicht genau wissen, welche. Wenn du noch Fragen hast, dann schreib mir einfach eine Mail an office@fotoworkshop-4you.at. Ich werde versuchen, sie so rasch wie möglich zu beantworten!
Ich wünsche dir mit deiner zukünftigen Kamera jedenfalls viel Spaß und natürlich viele tolle Fotos und würde mich freuen, dich in einen meiner zahlreichen Fotoworkshops begrüßen zu dürfen!
Martin Winkler