Sonnenblumen richtig fotografieren
Sommer ist Sonnenblumenzeit und wir Fotografen lieben diese schönen Blumen! Doch wie fotografiert man sie am besten? In diesem Artikel erfährst du, was es dabei alles zu beachten gibt und wie ich sie am liebsten fotografiere!
1. die richtige Ausrüstung
Beginnen wir einmal damit, was du in deinen Kamerarucksack packen musst. Es kommt natürlich stark darauf an, welchen Look das Foto haben soll. Tendenziell haben wir es aber mit Landschaftsfotografie zu tun. Meist will man ja möglichst viele Sonnenblumen am Foto haben. Aber gerne wird auch eine einzelne Blüte herausgepickt!
Aus Erfahrung kann dir sagen, dass du mit einem Weitwinkelobjektiv sehr gut bedient bist! Ich verwende dazu mein Canon 16-35mm f/4 auf der Sony A7III. Als ich beides noch nicht hatte, habe ich dazu gerne mein Tamron 10-24mm auf APS-C verwendet. Natürlich wird es auch Fälle geben, wo man ein leichtes Teleobjektiv einsetzen kann, aber bleiben wir bei den üblichen Gegebenheiten.
Tja, das war´s eigentlich schon! Mehr brauchst du eigentlich nicht. Du brauchst kein Stativ für lange Belichtungszeiten, denn meistens geht der Wind am Feld, und lange Belichtungszeiten würden dabei deine Sonnenblumen verwackeln lassen. Somit brauchst du auch keine Graufilter. Polfilter würde ich am Weitwinkel auch nur bedingt empfehlen. Es kann dadurch zu einer ungleichmäßigen Helligkeit im Bild kommen, speziell wenn der Himmel nur blau und ohne Wolken ist.
2. das „richtige“ Sonnenblumenfeld finden
Nicht jedes Sonnenblumenfeld eignet sich gleich gut zum Fotografieren! Deswegen ist dieser Punkt besonders wichtig.
Ich düse daher zur Blütezeit oder am besten schon davor durch die Gegend, um brauchbare Felder zu erspähen. Mein wichtigstes Kriterium für ein „brauchbares“ Feld ist dabei: Wie schaut der Hintergrund von dem Feld aus? Sind Strommasten oder Häuser zu erkenennen und wie stark stören sie?
Am liebsten hätte man natürlich ein Feld, wo weit und breit nichts als unberührte Landschaft im Hintegrrund ist. Das ist zumindest in meinen Breiten eher schwierig zu finden. Dennoch gibt es schon Felder, wo der Hintergrund zumindest im Weitwinkel nicht negativ auffällt!
Es kann schon sein, dass ich mehrmals erfolglos herumfahre,
bevor ich ein wirklich tolles Sonnenblumenfeld finde!
3. Die richtige Tageszeit und das richtige Wetter
Die richtige Tageszeit ist für Sonnenblumenfotos ebenfalls sehr wichtig. Im Sommer ist das Licht untertags sehr grell und die Kontraste und Schatten sind hart. Deswegen ist es am besten, am späten Nachmittag kurz vor Sonnenuntergang zu fotografieren.
Erstens ist das Licht dann meistens schon sehr gut zum Fotografieren. Und zweitens hast du beides am Foto, die Sonnenblumen und den Sonnenuntergang. Denn die Sonnenblumen zeigen immer in Richtung Sonnenaufgang, heißt also, dass du genau in sie „hineinschaust“, wenn du am späten Nachmittag fotografierst.
Weiters ist die Stimmung am Himmel ebenfalls stark mitverantwortlich, wie „dramatisch“ das Foto wird. Ein blauer, wolkenloser Himmel oder ein komplett bewölkter Himmel ohne Struktur ist nicht gerade förderlich für die Dramatik des Fotos.
Die Stimmung kann sich natürlich schon mehrmals ändern beim Fotografieren. Wenn es aber absehbar ist, dass der Himmel „nichts hergibt“ an dem Tag, dann rücke ich erst gar nicht aus!
4. die richtigen Kameraeinstellungen
Kommen wir nun zum optimalen Kamerasetting. Ich verrate dir dabei, was ich persönlich einstelle! Das kann bei deiner Kamera natürlich etwas anders sein, soll also nur als grobe Richtlinie dienen!
Ich nehme den A bzw. AV Modus und stelle die Blende ein. Der Blendenwert ist bei mir meist sehr hoch (bis f/18!) um eine möglichst hohe Tiefenschärfe zu erzielen und um einen etwaigen Sonnenstern zu generieren.
Die Iso habe ich dabei entweder auf Automatik und begrenzt, oder auf einen fixen recht niedrigen Wert. Die Belichtungsmessung habe ich auf Mehrfeld- oder Matrixmessung (verschiedene Herstellerbezeichnungen).
Den Weißabgleich habe ich, da ich im RAW-Format fotografiere, meist auf AWB, also Automatik. Fotografierst du in Jpeg, dann kannst du ebenfalls AWB einstellen (was ich empfehle) oder der Umgebung anpassen (Wolken…).
Weiters fokussiere ich immer auf eine markante Sonnenblume, also recht nahe bei mir und nicht in den Hintergrund
Und ganz wichtig: Damit du keine ausgebrannten Stellen im Foto hast, ist es wichtig, dass die hellsten Stellen richtig belichtet sind. Das erreichst du im A/AV-Modus über die Belichtungskorrektur! Und die ist bei mir bei solchen Fotos immer gut eine ganze Blendenstufe oder mehr im Minus!
Dadurch ist der Vordergrund natürlich etwas dunkel. Das ist mir aber lieber als ausgebrannte Stellen im Himmel da man das leicht in der Nachbearbeitung korrigieren kann. Übrigens: Ohne Nachbearbeitung wirst du so ein Foto mit hohen Kontrast- und Helligkeitsunterschieden nicht optimal hinbekommen!
Man hat da eine klassische Gegenlichtsituation, und diese ist immer schwer in den Griff zu bekommen. Out of Cam wirst du hier leider nur bis zu einem gewissen Grad ein für dich optimales Ergebnis erzielen. Deswegen mein Tipp: Beginne so früh wie möglich, dich mit der Bildbearbeitung auseinanderzusetzen!
Optimal wäre natürlich eine Belichtungsreihe und diese zu einem HDR zusammenfügen. Das geht aber meist nicht, da der Wind geht und somit die Fotos nicht deckungsgleich sind. Somit hättest du im HDR Artefakte oder Geisterbilder, die natürlich nicht sehr schön sind.
Wenn du fit bist in Photoshop, kannst du natürlich trotzdem eine Belichtungsreihe machen und dann die verschiedenen Fotos mittels Ebenen überblenden. Bleiben wir aber beim Einzelfoto.
Das sind auch schon die wichtigsten Einstellungen an der Kamera. Weiter geht es mit der Bildgestaltung!
5. die Bildgestaltung
Diese ist natürlich hauptsächlich verantwortlich dafür, wie das Foto wirkt! Ich beschränke mich bei Sonnenblumen aber auf ein paar ganz wenige Gestaltungsregeln. Auf diese achte ich aber ganz besonders!
Fast am wichtigsten ist für mich wie oben erwähnt der Bildhintergrund. Ich mag keine Häuser, Strommasten etc. im Foto haben. Das ist der wohl schwierigste Teil!
Weiters ist die Bildaufteilung für mich ganz wichtig! Hier kommt die Drittel-Regel oder der goldene Schnitt zum Einsatz. Entweder zwei Drittel Sonnenblumenfeld und ein Drittel Himmel oder umgekehrt, je nach Stimmung und Situation.
Im Zweifel mache ich immer beides 😉 ! Weiters achte ich möglichst darauf, dass ich schöne Blüten fotografiere und keine verblühten. Auch achte ich darauf, dass keine „leeren, grünen Flecken“ am Foto sind. Was meine ich damit? Einfach markante Stellen im Bildausschnitt, wo keine Sonnenblume ist, also nur Blattwerk und Stengel. Das wirkt sich nicht sehr toll auf das Foto aus.
Wenn der Hintergrund absolut unbrauchbar ist…
…dann gehe ich mit der Kamera so weit hinunter, dass ich nur mehr Sonnenblumen und den (hoffentlich dramatischen) Himmel sehe 😉 !
Wenn ich einen Sonnenstern in das Foto einbauen möchte…
…dann verdecke ich mit einer Blüte die Sonne fast komplett. Ich schaue, dass nur ein wenig vom ganz hellen Sonnenlicht durch die Blüte blinzelt und drücke mehrmals drauf, da nicht in jedem Foto ein optimaler Sonnenstern zu sehen sein wird! Wichtig ist hier je nach Objektiv meist eine sehr hohe Blendenzahl! Weiters gehe ich oft sehr nah ran an die Blüte bei niedriger Brennweite. Denn je kleiner die Brennweite, umso kleiner und schöner wird der Sonnenstern. Aber auch aus etwas Entfernung kann man noch schöne Sterne machen, wie das untere Foto zeigt!
Wenn ich nur eine einzelne Blüte fotografieren möchte…
…dann suche ich mir natürlich eine sehr schöne, gleichmäßige aus und achte möglichst darauf, dass sie frei herumsteht. Das ist in einem Sonnenblumenfeld natürlich nicht ganz leicht, aber mit eine wenig Geduld findet man sicher eine brauchbare Blüte 😉 ! Dabei kann ich diese natürlich auch mit einen Sonnenstern verzieren!
6. Zum Schluss…
…gebe ich dir noch den dringenden Rat, bei so tollen Situationen nicht mit Fotos zu sparen! Ich habe lieber daheim am PC die Qual der Wahl, als dass ich mich grün und blau ärgere, weil ich am falschen Platz gespart habe. Oft sieht man draussen am kleinen Kamerabildschirm nicht genau, ob das Foto wirklich brauchbar ist oder nicht! Für die Fotos hier im Beitrag habe ich bei zwei Sessions fast 400 Fotos gemacht! Gut, ein paar brauchbare Fotos mehr gibt es schon noch davon 😉 !
Weiters sind natürlich alle Fotos bearbeitet und zwar mit Lightroom und Photoshop. Denn wie du siehst, sind solche Ergebnisse ohne Bearbeitung nicht möglich. Die genauen Erklärungen zur Bearbeitung würden aber den Rahmen des Beitrags sprengen!
Trample auch wenn geht nicht wie wild in den Feldern herum, eigentlich darf man ja die Felder gar nicht betreten! Achte auch darauf, dass du nicht von den Jägern mit einem Reh verwechselt wirst, denn Sonnenblumenzeit ist auch gleichzeitig Jagdsaison!
Kein Scherz, zwei Jäger haben mich eindringlich davor gewarnt!!!
Ich wünsche dir viel Erfolg beim Fotografieren von Sonnenblumen und natürlich viele tolle Fotos!
Wenn du dich in einem speziellen Bereich verbessern willst ,dann würde ich mich freuen,
dich in einem meiner zahlreichen Fotoworkshops begrüßen zu dürfen!
Teile diesen Artikel gerne und hinterlass mir einen Kommentar! Bis bald und „gut Licht“!
Martin Winkler