Fotografieren lernen:
In diesem ausführlichen Artikel erfährst du, welche 5 Schritte du unbedingt gehen musst, um wirklich tolle Fotos zu machen. In diesem Beitrag stecken meine Gedanken und die Erfahrung aus über 12 Jahren Fotografie und der ständigen Suche nach besseren Fotos sowie meine jahrelange Erfahrung als Fototrainer meiner Fotokurse rund um Wien und der ständige Kontakt mit meinen Kursteilnehmern!
Wie du sicher schon bemerkt hast, ist Foto nicht gleich Foto. Heutzutage hat praktisch jeder eine Kamera, und sei es nur die vom Smartphone. Es gibt etliche Plattformen, wo täglich tausende Fotos präsentiert werden.
Die meisten Fotos sind nur Schnappschüsse, man will eben zeigen was man gerade macht oder wo man gerade ist.
Aber dann gibt es noch andere Fotos. Fotos, wo man eine schöne Szene einfängt, einen tollen Sonnenuntergang präsentieren will oder den prächtigen Schmetterling in Szene setzen will.
Hier will man als Hobbyfotograf mehr als die einfache Dokumentation der Szene, hier will man schon ein schönes Foto präsentieren! Da du diesen Beitrag liest nehme ich an, dass du nicht nur Schnappschüsse knipsen willst, sondern wirklich schöne Fotos machen möchtest 😉 !
Der Weg zur Fotografie…
Man kauft sich also eine Kamera und startet voll motiviert los. Akku voll, Speicherkarte leer und ab in die Natur! Die Bedienungsanleitung wird nur überflogen, schließlich weiß man ja wo man auf den Auslöser drückt.
Und dann gibt es ja noch den Automatik-Modus der Kamera. Der sorgt dafür, dass man garantiert tolle Fotos heimbringt, schließlich war die Kamera ja alles andere als günstig.
Nach den ersten Fotosessions stellt man dann etwas ernüchternd fest, dass die Fotos doch nicht so wirklich überzeugen. Man vergleicht die eigenen Fotos mit denen aus dem Internet und stellt fest, dass dazwischen Lichtjahre liegen. Vielleicht erntet man noch harsche Kritik zu einem Foto von dem man überzeugt ist, dass man jeden Fotowettbewerb gewinnen könnte.
So sahen die meisten meiner Fotos von früher aus.
Ich hatte viel Spaß an der Fotografie, aber die Ergebnisse waren sehr bescheiden. Hier wird auch deutlich, dass eine gute Kamera niemals ausschlaggebend für gute Fotos ist. Das Foto wurde mit einer Canon 500D gemacht, einem Mittelklassemodell mit dem man durchaus tolle Fotos machen kann.
Man beginnt also etwas frustriert nach Lösungen zu suchen. Die Bedienungsanleitung wird genauer durchforstet, auf Youtube werden unzählige Videos angeschaut, in Fotogruppen wird nach Rat gefragt.
Alles mit mäßigem Erfolg. Oft ist man danach noch mehr verwirrt als vorher. Man hört etliche Fachbegriffe und stellt fest, dass die Fotografie ein eigenes Universum ist, groß und scheinbar ohne Grenzen.
Dabei wollte man sich doch nur ein wenig verbessern und anderen seine Werke präsentieren!
So oder so ähnlich geht es vielen Anfängern, die sich mit dem Thema Fotografieren lernen auseinandersetzen. Mir ist es übrigens nicht anders ergangen damals, ich spreche hier also aus eigener Erfahrung.
Was soll man also als Anfänger tun, um richtig fotografieren zu lernen?
Zunächst einmal möchte ich mit Vorurteilen aufräumen:
Immer wieder höre ich Sätze wie „Na der Fotograf hat einfach den Blick für gute Fotos“ oder „den fotografischen Blick hat man eben oder nicht“.
Das ist meiner Meinung nach falsch. Jeder kann fotografieren lernen und sich bis auf sehr gutes Niveau hocharbeiten. Es kommt einfach darauf an, wie sehr man sein Hobby liebt und wie viel Zeit und Energie man hineinsteckt.
Und bestimmt gibt es auch Leute, die über die erlernbaren fotografischen Fähigkeiten ein gewisses Maß an Talent mitbringen. Ob ich das von mir behaupten könnte? Ehrlich gesagt, ich denke nicht!
Ich denke, dass auch in der Fotografie das Pareto-Prinzip gültig ist das besagt, dass man mit 20% Aufwand 80% der Ergebnisse erzielt. Für die letzten 20% jedoch 80% seiner Energie benötigt.
Oder auf gut deutsch: Gute Fotos kann man bald machen. Aber um ganz vorne mitzuspielen reicht es einfach nicht aus, am Wochenende ein paar Stunden in der Natur herumzuknipsen!
Das ist auch nicht weiter schlimm, denn man startet ja auch ohne große Erwartungen sondern einfach deshalb, weil man Freude an der Fotografie hat. Der Ehrgeiz, mehr aus der Fotografie zu machen, kommt wenn überhaupt erst viel später, von einigen Ausnahmen abgesehen.
Mein erster Kamerakauf hatte zum Beispiel einen ganz anderen Grund als schöne, ästhetische Fotos zu machen. Ich wollte damals schlicht und einfach unsere gemeinsamen Kletteraktivitäten fotografieren und filmen.
Da wir ständig in der Natur draußen waren, fotografierte ich halt die Landschaften rundherum mit und den Leuten gefiel es. Daraus entwickelte sich langsam meine Leidenschaft zur Fotografie und ich wollte mehr!
Doch zurück zur Frage: Wie soll ich am besten fotografieren lernen?
Rückblickend auf über 12 Jahre Fotografie kann ich dir folgende Punkte nennen:
Erster Punkt: Du musst deine Kamera beherrschen und wissen, was sie kann und was nicht!
Was meine ich damit?
Kennst du einen guten Installateur, der nicht mit dem Schweißgerät umgehen kann? Kennst du einen guten Tischler, der nicht weiß wie man mit sämtlichen Holzbearbeitungswerkzeugen umgeht? Kennst du einen Pilot, der nicht genau weiß, wie man ein Flugzeug fliegt? Eben! Und ich kenne KEINEN guten Fotograf, der nicht seine Kamera und sein Equipment genau kennt und weiß, was er damit machen kann!
Daraus ergibt sich folgendes: Um regelmäßig zu tollen Ergebnissen zu gelangen, musst du unbedingt die Kontrolle über deine Kamera haben! Das bedeutet weiters, dass du sämtliche Automatik-Funktionen der Kamera verlassen musst, besonders die Vollautomatik.
Kein einzig guter Fotograf fotografiert in der Vollautomatik oder in einem der vielen Szeneprogrammen, keiner!
Das mag kompliziert klingen und anfangs ist es sicher auch verwirrend, sich im Kameramenü zurechtzufinden und sich mit den vielen Funktionen vertraut zu machen. Aber es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Auch ich muss mich mit neuen Funktionen und Techniken einarbeiten wie jeder andere auch, auch meine Ergebnisse sind nicht immer gleich zufriedenstellend.
Ich kann dich aber beruhigen, ich fotografiere ausschließlich mit maximal 3 Modi meiner Kamera und auch du wirst nicht mehr benötigen.
Zwei fast idente Fotos. Das obere wurde mit der Vollautomatik der Kamera aufgenommen, beim unteren habe ich die Kamera so eingestellt, dass das Wasser in der Bewegung “eingefroren” ist.
Welche Funktionen und Einstellungen an deiner Kamera zu Beginn wirklich wichtig sind und welche nicht, erfährst du in meinem Fotokurs „Basics digitale Fotografie“! Hier erlernst du das Fundament der digitalen Fotografie und alles was nötig ist, um tolle Fotos zu machen!
Zweiter Punkt: Du musst die Bildgestaltungsregeln kennen und auch konsequent anwenden!
Alleine dadurch, dass du deine Kamera beherrscht und weißt, wie die Technik funktioniert und was sie tut, wirst du garantiert noch keine besseren Fotos machen. Warum? Selbst wenn du im Automatik-Modus fotografierst und dir die Kamera viele technische Entscheidungen abnimmt kann sie niemals wissen, wie du das Bild von den gestalterischen Aspekten her haben willst.
Dazu zählen Bildausschnitt, Perspektive, Anordnung des Motivs, Licht, Farben und vieles mehr. Das alles fällt in den Begriff „Bildgestaltung“. Und erst hier und nirgendwo anders entscheidet sich, ob dein Foto ein echter Hingucker ist oder ob dein Foto langweilig ist wie eine feuchte Schlaftablette.
Und das ist meiner Meinung nach auch das berühmte „fotografische Auge“! Natürlich hat ein guter Fotograf „ein Auge“ für tolle Motive, aber großteils ist das nichts anderes als konsequent angewandte Bildgestaltungsregeln!
Zwei Schmetterlinge die ich fotografierte. Dazwischen liegen einige Jahre an fotografischer Erfahrung, sehr viel Übung und viele tausend Fotos. Und vor allem: beim oberen Bild hatte ich noch keinerlei Ahnung von Bildgestaltung, beim unteren wusste ich bereits sehr wohl Bescheid. Hätte man mir damals die beste Kamera gegeben, das Foto wäre keinen Hauch besser geworden! Das Geheimnis toller Fotos liegt also meistens nicht in teurer Kameratechnik, sondern in konsequent angewandten Bildgestaltungsregeln!
Und diese Bildgestaltungsregeln kann man natürlich lernen. Und je penibler man sie einsetzt, umso besser werden auch die Fotos, natürlich immer abgesehen vom persönlichen Geschmack. Ein eingefleischter Naturfotograf wird High-End-Fashion-Fotos aus dem Studio mit viel Kunstlicht wahrscheinlich nicht so ansprechend finden und umgekehrt.
Trotzdem gelten die Bildgestaltungsregeln für die meisten Arten der Fotografie, sei es Landschaft, Natur, Portrait oder sonstiges. Ausnahmen gibt es natürlich immer, ab und zu ist es einfach notwendig diese Regeln zu verletzen.
In den meisten Fällen fährt man damit aber sehr gut. Aber es wird auch deutlich, dass mit jeder Regel welche man nicht oder nur teilweise beachtet, das Foto immer weniger ansprechend wirkt.
Übrigens kommt hier noch ein Faktor dazu: Jemand, der (noch) keine Ahnung von Bildgestaltung oder der Fotografie generell hat, findet ein Foto schnell schön. Je länger man sich damit beschäftigt, desto (selbst)-kritscher wird man natürlich!
Die Bildgestaltung kann man immer und mit jeder Kamera anwenden. Genau deshalb braucht man gerade zu Beginn keine teure Ausrüstung, auch wenn es vielfach anders behauptet wird. Ich hatte über 2 Jahre lang „nur“ eine Canon Eos 500D mit dem 18-55mm Kitobjektiv.
Und auch damit habe ich tolle Fotos gemacht! Das rate ich übrigens auch jedem Anfänger. Lieber wenig Ausrüstung haben und zuerst einmal richtig “sehen lernen”, sprich die Bildgestaltungsregeln verinnerlichen bis sie automatisiert abrufbar sind!
Und jetzt die Preisfrage: Kann man in einem der vielen Automatik-Modi gar keine tollen Fotos machen? Na klar kann man! Denn das Foto wirkt wie erwähnt zum Großteil wegen der Bildgestaltung und nicht wegen der Kameratechnik.
Ein Zusammenspiel beider Faktoren wäre natürlich ideal. Das Problem ist aber folgendes: Jemand, der im Automatikmodus fotografiert, hat in der Regel auch (noch) keine Ahnung von der Bildgestaltung!
Auch mit wenig Ausrüstung kann man tolle Fotos machen, wenn man ein wenig kreativ ist und die Regeln der Bildgestaltung beachtet! Dieses Foto hab ich 2011 mit der Canon 500D mit dem 18-55mm Kitobjektiv gemacht!
Dritter Punkt: Du musst üben, üben und nochmals üben!
Wie bei den meisten Dingen im Leben verbessert man sich durch Übung. Das ist in der Fotografie nicht anders. Damit meine ich aber nicht, dass du jeden Tag hinausgehen sollst und wild drauf los knipst, dazu brauchst du ein System.
Ich habe mich damals schnell und stark verbessert, als ich mir pro Fotosession ein spezielles Thema vorgenommen habe. Zum Beispiel heute nur Blumen fotografieren. Oder nur Blätter. Oder nur Sonnenuntergang. Oder nur Fotos bei denen ich die Blende verändere. Oder nur in der Stadt. Oder nur Tiere und davon nur Insekten. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt.
Wichtig ist nur, dass du nicht hinaus gehst und versuchst „alles zu fotografieren“! In den meisten Fällen mache ich das auch heute noch so! Und meistens nehme ich auch nur ein einziges Objektiv mit. Damit bin ich gezwungen mich auf dieses einzulassen und kann mich voll darauf konzentrieren.
Vierter Punkt: Du musst dich mit der digitalen Bildbearbeitung auseinandersetzen!
Immer wieder höre oder lese ich von Anfängern, dass sie ihre Fotos nicht bearbeiten wollen, weil sie sie „natürlich“ halten wollen. Aber es gibt kein natürliches Abbild der Realität! Jeder nimmt die Realität anders wahr, jeder sieht Farben leicht anders.
Ich bringe dann oft folgendes Beispiel: hast du schon mal einen See oder dass Meer fotografiert und der Horizont war nicht ganz gerade? Das entspricht auch nicht der Realität! Das Wasser läuft nicht links oder rechts aus dem Bild! Oder hast du schon Motive mit schönen, verschwommenen Hintergrund gesehen? Auch das ist nicht real. Und wie sieht es mit ästhetischen Schwarzweiß-Fotos aus? Sehen wir nicht farbig?
Dieses Argument, dass man seine Fotos natürlich halten will, zählt also bei mir und bei vielen anderen zurecht nicht. Die Bildbearbeitung gehört zur Fotografie seit dem ersten Foto.
Kein Foto, welches du heute in einem Fotomagazin siehst, ist nicht bearbeitet. Doch wie viel Bearbeitung ist erlaubt? Ich habe es aufgegeben, auf diversen Plattformen und in Foren mitzudiskutieren, hier entfachen sich oft heftige Diskussionen.
Mein Motto: Erlaubt ist, was einem gefällt. Und was einem gefällt, ändert sich mit der Zeit auch. Übertreibt man zu Beginn gerne mit den Reglern, wird man später wieder vorsichtiger und man durchläuft verschieden Phasen.
Wichtig ist nur, dass man irgendwann beginnt, seine Fotos zu bearbeiten. Noch wichtiger ist aber der Zugang: Der sollte sein: Mein rohes Foto ist bereits toll, jetzt hole ich noch mehr aus ihm heraus! Und nicht: Ich hab ein halbwegs brauchbares Foto, den Rest biege ich schon irgendwie mit der Bildbearbeitung hin.
Ein und dasselbe Foto! Das obere ist jedoch nicht bearbeitet, also roh, das untere schon. Welches ist nun realistischer? Und welches ist ansprechender? Würdest du behaupten, das obere Foto ist “fertig”? Würdest du hier sagen “Ich will meine Fotos lieber natürlich halten”?
Fünfter Punkt: Du musst Geduld haben und ehrgeizig bleiben!
Ja, das sagt sich so leicht als geduldiger Mensch, der ich bin. Aber ich kann dir hier keinen anderen Tipp geben. Gut Ding braucht eben Weile. Wenn du eine neue Sportart lernst vergehen auch Jahre, bis du ein gewisses Niveau erreichst. Das gleich gilt für Gitarre spielen lernen und eben auch in der Fotografie. Und Geduld alleine reicht auch nicht, du musst es wirklich wollen, besser zu fotografieren!
Ausgelernt oder „fertig geübt“ hat man in der Fotografie übrigens nie. Man ist niemals fertig mit dem Fotografieren lernen. Aber das ist auch das schöne an der Fotografie. Man entdeckt ständig neue Dinge und neue Techniken, die Motive gehen praktisch nie aus.
So, das sind aus meiner Sicht und meiner Erfahrung aus über 12 Jahren digitaler Fotografie die 5 wesentlichen Punkte auf dem Weg zu Spitzenfotos. Natürlich könnte ich über jeden einzelnen Punkt noch Romane schreiben, aber das würde den Rahmen sprengen.
Auch wenn das alles nach etwas viel klingt, lässt es sich schnell zusammenfassen:
- Du musst deine Kamerafunktionen kennenlernen und raus aus den Automatik-Modi.
- Du musst dich mit den Bildgestaltungsregeln vertraut machen und sie konsequent anwenden
- Du musst viel üben, und zwar mit System
- Irgendwann kommt der Punkt, wo du an der Bildbearbeitung nicht mehr vorbeikommst
- Sei geduldig und bleibe ehrgeizig
Die zwei wichtigsten Punkte, nämlich Punkt 1 und 2 lernst du wie schon erwähnt sehr ausführlich in meinem Fotokurs „Basics digitale Fotografie“
Hier findest du eine Übersicht meiner Fotokurse rund um Wien!
Zum Schluss noch einige Bilder von Teilnehmern meines Basic-Kurses. Du siehst also, wie schnell man sich verbessern und schon nach kurzer Zeit tolle Ergebnisse erzielen kann wenn man die Grundlagen der Fotografie gelernt hat!
Gute Fotos zu machen muss nicht schwer sein! Wenn du die Grundlagen der Fotografie beherrscht, steht tollen Fotos nichts mehr im Wege!
Ich freue mich auf dein Kommentar und würde mich ebenso freuen, wenn du diesen Beitrag teilst!
Ich wünsche dir viele tolle Fotos und „Gut Licht“
Martin Winkler